Das erste Ziel, 5 000 registrierte Hallenserinnen und Hallenser, hat das Studienteam der DigiHero-Studie schon innerhalb von 8 Wochen erreicht. Angespornt durch diesen Erfolg, strebt es jetzt die 10 000-Marke an. Aus
diesem Grund bekommen 50 000 Haushalte in Halle in den nächsten Tagen Post mit Informationen zur DigiHero-Studie. Warum diese große Anzahl an Teilnehmenden nötig ist, erklärt Wissenschaftlerin Bianca Klee wie folgt: „Bisher nimmt
jede 50. Person aus Halle teil. Wir möchten diese Zahl auf jede 20. Person erhöhen. Es geht darum, dass bisher einige Gruppen der Teilnehmenden noch nicht gut in unserer Stichprobe vertreten sind. Wenn wir beispielsweise untersuchen
wollen, welche Probleme Familien mit Kindern in der Pandemie haben, dann ist diese Gruppe noch zu klein, um generelle Aussagen treffen zu können. Wir haben auch zu wenige Teilnehmende aus Neustadt oder Silberhöhe, um zu wissen, was
die Menschen dort bewegt“. Eine geringe Beteiligung besonderer Gruppen ist ein Problem vieler Studien. Die Folge ist, dass die Ergebnisse nicht gut widerspiegeln, was die Gesellschaft im Ganzen denkt, oder welche Unterschiede es
in den Meinungen von z.B. jungen Menschen im Vergleich zu älteren Menschen gibt. „Jede Person, die bereit ist mitzumachen, trägt dazu bei, dass die Studie vollständiger die reale Situation abbildet. Wir hoffen, dass sich viele Menschen,
die jetzt unsere Postkarte bekommen, an den ersten Einladungsbrief erinnern, oder einfach sich spontan dafür entscheiden bei DigiHero mitzumachen.“ sagt Rafael Mikolajczyk, Direktor des Instituts für Epidemiologie in Halle. Mikolajczyk
hat die DigiHero-Studie ins Leben gerufen, um unter anderem Strategien zur Eindämmung und Bekämpfung der Pandemie zu entwickeln.
Zufriedenheit im Homeoffice sehr unterschiedlich
Eine dieser Strategien ist der Einsatz von Homeoffice. Vorläufige Auswertungen haben ergeben, dass jeder fünfte der DigiHero-Teilnehmenden mit dem Homeoffice sehr zufrieden und insgesamt mehr Menschen zufrieden als unzufrieden sind.
Jedoch gibt es auch ein Fünftel unter den Teilnehmenden, welches sehr unzufrieden sind. „Wir wollten wissen, woher die Unzufriedenheit kommt. Sind es eher die jüngeren oder die älteren Personen, diejenigen, die allein wohnen, oder
die, die kleine Kinder haben und sie zu Hause betreuen müssen. Zu unserer Überraschung hat es damit nichts zu tun“ – sagt die Epidemiologin Saskia Glasauer.
Unter allen Teilnehmenden arbeitet etwa Hälfte im Homeoffice, die Hälfte von diesen während der Pandemie zum ersten Mal. Interessanterweise sind jene am häufigsten sehr unzufrieden, die während der Pandemie etwa ähnlich oft im Homeoffice
arbeiten als vor der Pandemie (fast 30%). Bei Personen, die neu zu Hause arbeiten, sind 23% und bei denjenigen, die in der Pandemie vermehrt im Homeoffice arbeiten 17% sehr unzufrieden. Zwar sind diejenige, die in und vor der Pandemie
ähnlich oft im Homeoffice arbeiten auch die meisten sehr zufrieden, aber die Beobachtung der großen unzufriedenen Gruppe bleibt. Es kann sein, dass sich das Arbeiten zuhause nicht verändert hat, die Bedingungen dafür jedoch sehr
wohl. Dies hat die DigiHero-Studie jedoch nicht untersucht. „Auf jeden Fall ist es schon so, dass jene die länger anreisen müssen (über 5 km), zufriedener im Homeoffice sind, als jene, die einen sehr kurzen Weg zur Arbeit haben.
Das sind Aspekte, die in der Zukunft sicher berücksichtigt werden sollten“, so die Wissenschaftlerin.
Teilprojekte befassen sich weiterhin mit der Corona-Pandemie
Für die aktuelle Epidemie ist das Thema Testen sehr wichtig. Eine Untersuchung zu Schnelltests wird bald in DigiHero durchgeführt. Wenn man die Zeit seit Anfang der Epidemie betrachtet, wurden bisher 542 Studienteilnehmende oder deren
Haushaltsmitglieder jemals positiv auf Corona getestet, also jede/jeder 15. Natürlich gibt es auch unentdeckte Fälle – d.h. Personen, die Corona hatten, aber dies entweder nicht gemerkt haben oder nicht getestet wurden. Die DigiHero-Studie
plant ab Mai bei allen Haushaltsangehörigen von Personen mit positiven Test (die damit einverstanden sind) Blut abzunehmen, um zu untersuchen, wie hoch die Dunkelziffer in den Haushalten, wo zumindest ein Haushaltsmitglied infiziert
war, ist. Die Blutentnahme hat auch andere Ziele, z.B. untersuchen die Forscher*innen, ob die Antikörper nach der Infektion weiterhin nachweisbar sind und ob man andere Folgen der Infektion sehen kann.
Die DigiHero-Studie soll aktuelle Ergebnisse zu wichtigen Fragen liefern. Dass es momentan um die Corona-Pandemie geht, ergibt sich aus der gesellschaftlichen Notlage. Es fehlen viele Informationen, die nötig sind, um die Epidemie
besser zu bekämpfen. „DigiHero kann hier nicht nur einen Beitrag für Halle leisten, sondern wir werden die Erkenntnisse auch an die Politik und die Entscheidungsträger kommunizieren. Dafür brauchen wir eine gute Datenbasis und die
Teilnahme von vielen Hallenserinnen und Hallensern“ so Mikolajczyk.