Bei der „First National Conference on Infectious Disease Modeling” versammelten sich erstmalig über 100 nationale und internationale Wissenschaftler:innen in Berlin, um gemeinsam die Stärkung der Modellierungskompetenz in Deutschland weiter voranzutreiben.
Das vom BMBF geförderte Modellierungsnetz für Schwere Infektionskrankheiten (MONID) blickt zufrieden auf die erste erfolgreiche Jahrestagung zurück. Von Mittwoch, den 15.03.2023 bis Freitag, den 17.03.2023 versammelten sich über 100 Modellierer und Modelliererinnen am Zuse Institut Berlin, um sich im Rahmen der „First National Conference on Infectious Disease Modeling“ über ihre Forschungsergebnisse auszutauschen und gemeinsam darüber zu diskutieren, wie Modellierungen zukünftig gestaltet und kommuniziert werden können. Das Ergebnis: Drei Tage voll spannender Vorträge, intensiver Gespräche, talentierter Nachwuchsmodellierer:innen und viel Potenzial, Deutschland als Forschungsstandort im Bereich der Modellierung von Infektionskrankheiten international sichtbar zu machen.
Zum Auftakt der Konferenz wurden die Teilnehmer:innen von hochkarätigen Vertreter:innen aus Politik und Wissenschaft begrüßt: Der Präsident des Zuse Instituts Prof. Christof Schütte, der Parlamentarische Staatssekretär Mario Brandenburg und der Vize-Präsident des Robert Koch Instituts Prof. Lars Schaade richteten Ihre Grußworte an die Teilnehmer:innen. In seiner Videobotschaft betonte Staatssekretär Mario Brandenburg die besondere Bedeutung von infektionsepidemiologischen Modellen. Infektionsgeschehen vorhersagen und Maßnahmen zur Eindämmung bewerten zu können, sei ein enorm wichtiges Hilfsmittel im Kampf gegen das Infektionsgeschehen. Auch Vertreter:innen des BMBF als Förderer des Netzwerks, sowie die verantwortlichen Mitarbeiterinnen des Projektträgers Jülich konnten sich vor Ort ein Bild über die Früchte ihrer Forschungsförderung machen.
Im Zentrum der ersten Jahrestagung stand vor allem die Vernetzung der Mitglieder von MONID untereinander sowie die Vorstellung ihrer Forschungstätigkeit und erster Ergebnisse. Das Themenspektrum der Forschungsschwerpunkte der Verbünde reicht dabei von der Abwasseranalyse über die Optimierung von Verkehrsströmen in Pandemiezeiten, die Bedeutung von heterogenen Bevölkerungsstrukturen auf das Infektionsgeschehen, die Untersuchung von Schulschließungen und anderen Maßnahmen im Zuge der Covid-19-Pandemie, dem Epidemie bedingten Ressourcenbedarf von Krankenhäusern bis hin zur Betrachtung der Wechselwirkungen von Infodemie und Pandemie (mehr erfahren).
Spannenden Input für Diskussionen lieferten darüber hinaus auch die vier geladenen internationalen Keynote Speaker, deren Vorträge einen Einblick in die Erfahrungen von Modellierer:innen während der Covid-19-Pandemie quer durch Europa ermöglichten. Mark Jit von der London School of Hygiene and Tropical Medicine berichtete aus Großbritannien, von den Herausforderungen, denen die Modellierer:innen im Verlauf der Pandemie begegneten und den daraus gezogenen Lehren für die Zukunft. Niki Popper von der TU Wien und Gergely Röst von der University of Szeged ermöglichten den Konferenzteilnehmer:innen einen entsprechenden Einblick in die nationalen Herausforderungen und den Umgang mit der Pandemie in Österreich und Ungarn. Frank Sandmann vom European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) komplettierte die Berichte mit seiner Keynote zur gesamteuropäischen Perspektive auf die Modellierung der Covid-19-Pandemie und seinen Einblicken aus dem European COVID-19 Scenario Hub. In einem waren sich alle internationalen Experten einig: Nachhaltig finanzierte, nationale Modellierungskompetenzen seien eine wichtige Stütze für eine gemeinschaftliche Bekämpfung von Pandemien auf europäischer Ebene.
Ein weiteres Highlight der Konferenz war die im Rahmen der Nachwuchsförderung organisierte Poster Session, an der sich 19 Doktorand:innen der verschiedenen Verbünde beteiligten. In einmütigen Elevatorpitches, wie man sie sonst aus dem Startup-Bereich kennt, stellten die jungen Modellierer:innen auf inspirierende Art und Weise ihre Forschungsarbeiten vor und luden die Teilnehmer:innen ein, in der am Abend anschließenden Session ihre Poster zu betrachten. Die Förderung junger Nachwuchswissenschaftler:innen ist dem Netzwerk ein besonders Anliegen, weshalb die drei besten Poster prämiert wurden.
Zusammenfassend hat die Tagung einmal mehr deutlich gemacht, wie viel Potenzial in der wissenschaftlichen Gemeinschaft von Modellierer:innen in Deutschland steckt und wie hoch motiviert und inspiriert in diesem Bereich geforscht wird. Hochkomplexe infektionsepidemiologischen Modelle können nur interdisziplinärer und gemeinschaftlich entwickelt werden. Sie sind ein unabdingbares Instrument im Kampf gegen die unkontrollierte Ausbreitung neuer und bereits endemischer Erreger und eine Möglichkeit Überlastungen in der Gesundheitsversorgung auch außerhalb von Pandemiezeiten zu vermeiden. Dafür braucht es zukünftig kontinuierliche Anstrengungen und Investitionen in den Aufbau von Strukturen zur Förderung der Modellierungskompetenz, um Deutschland als führenden Forschungsstandort auf diesem Gebiet zu etablieren. Globale Gesundheitsprobleme wie die Erforschung und Bekämpfung schwerer Infektionskrankheiten könne man nur gemeinschaftlich angehen, betonte der Vorstand des Modellierungsnetzes zum Abschluss der Konferenz noch einmal.